Aus der Geschichte lernen
Die Genossenschaftssiedlung Freistatt in der Länggasse in Thun prägt seit den 1940er Jahren mit ihren charakteristischen Merkmalen und den großen Vorgärten das lokale Landschaftsbild. Mit dem Projektwettbewerb „Neue Freistatt“ sollten Projektvorschläge gefunden werden, die einen neuen Wohn- und Lebensraum für rund 780 Bewohner schaffen und in allen drei Bereichen der Nachhaltigkeit überzeugen. Unsere Interpretation von Vielstatt stellt die Frage nach der Gartenstadt der Zukunft.
Wie sieht die Thuner Gartenstadt der Zukunft aus? Wie kann sich diese zu einem Stück Stadt weiterentwickeln und vorhandene Qualitäten weiterführen? Vielstatt verfolgt keinen Neubeginn, sondern eine Weiterentwicklung der Gartenstadtidee. Inspirationsquelle ist der Ort selbst, aber auch ein Blick in die geschichtliche Entwicklung der Gartenstädte, welche sich oft – wenn auch nicht eindimensional – unter dem Leitspruch „vom Block zur Zeile“ zur heutigen Morphologie entwickelten.
In Vielstatt finden sich Qualitäten wider wie: die Variabilität des Gebäudegrundrisses des Blockrands des 19. Jahrhunderts, welche in Thun ein sorgfältiges Reagieren aufs Umfeld ermöglicht, die Außenbereiche spannungsreich definiert und vielfältige Wohngrundrisse für unterschiedliche Lebensformen bieten: der gemeinschaftliche Gedanke des Reformblocks mit zentralem Außenbereich für die Nachbarschaft; aber auch die Effizienz und der durchgrünte Charakter sowie Raum zum Gärtnern der heutigen Zeilen, die in Vielstatt in Dialog treten.
Unsere Vision ist ein lebendiges und suffizientes Viertel für Mensch und Natur mit eigenständiger Morphologie, als identitätsbildender Lebensraum mit vielseitigen Bereichen mit Möglichkeiten für alle.
Unser Projekt verfolgt die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft und schlägt eine Bauweise vor, die zu 83% aus Holz besteht. Weitere Themen sind die Rückhaltung und Wiederverwendung des Dachwassers vor Ort und viele neue Flächen und Vegetationsarten, die Werte für die Biodiversität schaffen. Die vorhandenen Bäume werden erhalten und sind ein integraler Bestandteil des Projekts.
Jahr
2022
Verfahren
Selektives Verfahren
Entwickelt von
CCHE Lausanne SA, CCHE Zürich AG
Bauherr
Stadt Thun
Gemeinnützige Bau und Wohngenossenschaft Freistatt Thun
Städtische Pensionskasse Thun (Gemeinde/Stadt)
Typologie
Wohnen
Programm
Wohnraum (65% gemeinnützig), Infrastruktur, Gastronomie, Gemeinschaftsräume, Quartierplatz und Aussenraumgestaltung, Langsamverkehr
Geschossfläche (BGF)
29'000 m2
Geschossfläche
23'736 m2
Dichte
1.22
Zusammenarbeit
Metron Bern AG (Landschaftsarchitektur und Mobilität)
Situationsplan 1:500
Für ein offenes und aktives Viertel
Mattenplatz
Die neue Überbauung mit dem hohen Grünanteil versteht sich als Fortführung der Idee der Gartenstadt. Im Mittelpunkt stehen die gemeinschaftlichen Räume, welche in der grünen Mitte der neuen Siedlung vielfältig entworfen werden. Übergänge zu privaten Räumen als Rückzugsorte werden fein ausdifferenziert. Die Aussenräume werden in ihre übergeordneten naturräumlichen Bezüge gesetzt, um ökologische Vernetzung zu fördern; mit aktivem Regenwassermanagement und klimagerechten Massnahmen für ein ausgewogenes Stadtklima.
Grillfest auf dem Dach
Leben in der Länggasse